Ich bin die Wohnungs-Queen von Wiesbaden. Seit meinem Studium bin ich vier Mal umgezogen – damit das überhaupt möglich wurde, habe ich über 100 Wohnungen im kompletten Stadtgebiet von Wiesbaden besichtigt und erkenne inzwischen allein durch den Blick aus dem Fenster eines inserierten Immobilienfotos, in welcher Straße sich das Objekt befindet. Dazu doziere ich gern die jeweiligen Vor- und Nachteile der potenziellen neuen Nachbarschaft. In beliebten Vierteln gibt es nicht mindestens drei Häuser, in denen ich nicht schon vier Objekte besichtigt habe. Manche finden das vielleicht nerdig. Mir hat meine Begeisterung für Immobilien und das damit erworbene Wissen über die Lage in meiner Stadt zu einem unschlagbaren Vorteilen verholfen: Meine Traumwohnung zu finden. Heute zeige ich dir, wie auch du deine Traumwohnung schneller finden kannst – wenn du diese 5 einfachen, aber wirkungsvollen Schritte beherzigst.
1. Was sind deine Wünsche? Schreib sie auf!
Du solltest dir bei deiner Suche nach einer neuen Wohnung genau überlegen, welche Anforderungen sie erfüllen soll. Das klingt auf den ersten Blick sehr technisch, hilft dir aber, dich in der Fülle des Angebots zu fokussieren und nicht aus den Augen zu verlieren, was du suchst. Ich habe mir damals eine Liste mit drei Punkten erstellt: Must have, Nice to have und No go. Schreibe ruhig alles auf, was dir in den Sinn kommt oder wovon du schon lange träumst. Auch wenn du denkst, dass manche Aspekte unrealistisch sind. Vielleicht werden deine Träume doch schneller wahr, als du denkst.
2. Täglicher Check von Immoscout und Co.
Dieser Tipp klingt erstmal wenig revolutionär. Vergiss die Tageszeitung und konzentriere dich in erster Linie auf den Platzhirsch Immoscout. Das Portal ist inzwischen die erste Anlaufstelle für Wohnungsinteressierte. Vergiss aber auch die beiden Konkurrenten Immowelt und Immonet nicht: Dort habe ich immer wieder Anzeigen gefunden, die bei Immoscout nicht inseriert waren. Noch ein Underdog, aber auch hier versteckt sich so manches Perlchen: Ebay Kleinanzeigen.
Eine der wichtigsten Tipps, die ich dir geben kann: Lass dich nicht von unscharfen, düsteren oder verwackelten Bildern von vollgestopften Wohnungen abschrecken. Nicht jeder hat fotografisches Talent oder ein gutes Auge für einen Gesamteindruck. Oft ist in manchen Anzeigen auch nur ein Bild von einer Haustür hinterlegt. So war es bei meiner jetzigen Wohnung. Ein einziges Foto von einer Haustür, völlig nichtssagend. Und schaut, was sich dahinter für ein Wohntraum verbirgt:
Was in vielen Städten auch gut funktioniert: Gestalte ein hübsch gelayoutetes Wohnungsgesuch und klebe es an Bäume, Ampeln und Pinnwände im Supermarkt. Wir haben damals mehr als 30 Anrufe auf unser Gesuch erhalten. Oft haben sich sogar die Vermieter direkt bei uns gemeldet. Denn grundsätzlich sind beide Parteien daran interessiert, schnell das zu bekommen, was sie wollen: Eine Wohnung oder einen neuen Mieter. Und das am liebsten ohne Besichtigungsmarathon.
3. Die Kontaktaufnahme
Die meisten Wohnungsinserate beinhalten keine Telefonnummer, sodass man als Interessent gezwungen ist, eine Nachricht zu schreiben. Was auf den ersten Blick als Nachteil erscheint, kannst du zu deinem Vorteil ummünzen, wenn du es richtig angehst. Stell dir die erste Kontaktaufnahme wie eine Bewerbung vor und versetze dich in die Lage des Vermieters oder Nachmietersuchenden. Was würdest du in jedem Fall über den Bewerber wissen wollen? Neben dem aktuellen Wohnort und den Kontaktdaten sind die sogenannten weichen Faktoren besonders ausschlaggebend: Was machst du beruflich, warum suchst du eine neue Wohnung, was gefällt die besonders gut an diesem Objekt, mit wieviel Personen möchtest du einziehen, hast du Kinder, wie alt sind die und wie heißen die? Du findest, das sind viel zu viele Informationen auf einmal? Das denken sich sicher viele Interessenten und schicken den voreingestellten Standardtext ab. Glaube mir, du hebst dich positiv von der Masse ab – und in Großstädten sprechen wir hier schnell von mehreren hundert Bewerbern auf eine Wohnung – und der Vermieter hat ein Bild von dir. Eine freundliche erste Nachricht inklusive einer ausführlichen Beschreibung von dir und deiner Familie ist ein Türöffner.
Was du nicht erwähnen solltest: Haustiere. Leider haben manche Vermieter eine verquere Vorstellung davon, was es heißt, ein Haustier zu haben. Du denkst an flauschige Pfötchen, sie an zerkratztes Parkett und zerfetzen Tapeten. Das hat mit der Realität der meisten Haustierbesitzer nicht viel zu tun. Insofern: Silencio. Solange, bis du die erste Hürde geschafft hast und zum Besichtigungstermin eingeladen wurdest.
4. Der Besichtigungstermin: Gut vorbereitet zum Termin
Herzlichen Glückwunsch, du hast es fast geschafft. Du stehst mit etwas Glück beim Einzeltermin in deiner potenziellen Traumwohnung und versuchst, den bestmöglichen Eindruck auf den Vermieter zu machen. Was dir dabei hilft: Stelle über die klassischen Themen hinaus Fragen zum Haus und zur Hausgemeinschaft. Wer wohnt hier noch? Wie ist die Mieterstruktur? Verwickle die Vermietpartei in ein Gespräch, in das du immer wieder Informationen über dich einfließen lässt. Zum Beispiel: Wohnen hier Wohngemeinschaften? In unserer letzten Wohnung haben wir leider keine guten Erfahrungen damit gemacht. Mehr noch: Wir sind irgendwann ausgezogen, weil wir den Krach nicht mehr ertragen haben. Du darfst also ruhig erwähnen, dass du auf der Suche nach einem ruhigen Domizil bist. Damit signalisierst du: Ich bin ein ruhiger Mieter. Das hat für uns damals gut gepasst. Du solltest aber nichts behaupten, was nicht so ist. Bleibe bitte immer bei der Wahrheit. Überlege dir am besten im Vorfeld, welche Informationen du im Gespräch unterbringen möchtest und wie du das am besten anstellst.
Wir haben oft selbst Nachmieter gesucht und da kam es schon mal vor, dass einige Kandidaten durch die Wohnung gerast sind, ohne Fragen zu stellen, ohne von sich zu erzählen. Nachdem sie aus der Wohnung waren, konnten wir uns schon nicht mehr an sie erinnern. Lass dir also Zeit. Du musst schließlich auch für dich prüfen, ob diese Wohnung zu dir passt.
Der Termin läuft gut, du warst vorbereitet, hast alle erforderlichen Unterlagen wie Mieterselbstauskunft und Schufa (unbedingt vorher beantragen, das kann dauern!) in einer ordentlichen Mappe dabei und unterhältst dich angeregt mit der Vemietpartei, du hast den Eindruck, die Chemie stimmt. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem du freundlich fragen solltest, ob es ein Problem wäre, wenn deine Katze, dein Hund oder dein Hamster mit einzieht. Ich war schon auf Besichtigungen, da war dies der Punkt, an dem wir freundlich gebeten wurden, zu gehen. In den meisten Fällen haben die Vermieter aber interessiert nachgefragt: Was ist das für eine Rasse? Machen die was kaputt? Und jetzt kannst du deine Geheimwaffe auspacken: Zeig ihnen ein süßes Foto von deinem Liebling und drücke deinen potenziellen Vermietern die Haftpflichtversicherung für dein Haustier in die Hand. Das hat bei uns immer großen Anklang gefunden und seine Wirkung nicht verfehlt.
Bei einer Wohnungsvermietung geht es auch immer darum, den anderen Menschen kennenzulernen und abzuchecken, ob die Gegenseite okay ist. Es ist nicht böse gemeint, wenn die Vermietpartei viele Fragen stellt. Niemand möchte einen Mietnomaden oder Querulanten als Mieter haben. Behalte dies immer im Hinterkopf.
5. Das Warten auf die Zusage
Das Warten auf die Zusage kann Wohnungssuchende in den Wahnsinn treiben. Meine Erfahrung ist: Wenn du nicht innerhalb von drei Tagen Bescheid bekommst, egal ob per Telefon oder E-Mail, dann hat es leider nicht geklappt. Jeder Vermieter ist daran interessiert, seine Immobile möglichst schnell neu zu vermieten. Warum sollte er sich bei der Auswahl so lange Zeit lassen? Wenn er Pech hat, springen nämlich die potenziellen Mieter ab – auch das hat es schon gegeben. Wenn du kein positives Feedback bekommst, sei nicht traurig und tröste dich mit dem Gedanken, dass es einfach noch nicht DEINE Wohnung war. Im Schnitt sucht man in der Großstadt im Segment Drei- bis Vierzimmerwohnungen ein halbes Jahr bis Jahr. Sehe diese Zeit als eine persönliche Challenge. Dein Geschmack wird sich von der Besichtigung der ersten Wohnung bis zur letzten immer wieder ändern, deine Ansprüche werden steigen, deine Bucketlist sich immer wieder verändern. Das ist wichtig, denn letztlich ist die Suche nach einer Wohnung auch immer ein Stück weit die Suche nach einem Selbst, die dir zeigt, was dir momentan in deinem Leben wichtig ist.
Ich wünsche dir alles erdenklich Gute für deine Suche nach deinem neuen Wohnglück. Wenn du möchtest, dann berichte mir in einem Kommentar von deiner Suche oder deinem Finden. Ich bin gespannt.
Text & Titelfoto – Giovanna Marasco-Albry
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