Eine Ode an die Sehnsucht nach einem kleinen Flecken grüner Freiheit. Und sieben ultimative Tipps für deine Suche nach einer Laube.
Es gab da diese Sommertage. An ihnen wuchs in mir eine Sehnsucht. Erst war sie so groß wie eine Walnuss. Im darauf folgenden Jahr hatte sie den Umfang eines Apfels. Es zog in meiner Brust, wenn ich die Türen meiner Altbauwohnung aufschloss, um den Rest des Abends in der kühlen Dunkelheit zu verbringen. Mein Herz wurde mit jedem Schritt leichter, den ich mich durch das Treppenhaus dem Draußen näherte.
So ging das ein paar Sommer lang. Ich wusste nicht, warum ich mich so fühlte, kannte nur dieses dumpfe, irgendwann vertraute Gefühl, dass sich einstellte, wenn ich von Ausflügen in der Natur zurück in die Stadt kam. Irgendwann dämmerte es auch mir, durch und durch Großstadtpflanze: Im Sommer fühle ich mich eingesperrt. Die flirrende Hitze der Stadt, in der Smog und Enge eine Symbiose eingehen, das ist nicht mehr mein Ort. Mein Ort ist da, wo ich atmen kann. Und das ist draußen auf dem Land.
So kam es, dass der Mann und ich auf die Suche gingen. Ein kleines Stückchen Grün, gerade weit genug entfernt, um Abstand zwischen sich und dem Alltag zu bringen, gerade nah genug, um nicht stundenlang unterwegs zu sein, um das Paradies zu erreichen. Ein Schrebergarten, das könnte was sein. Aber bitte ohne strenge Regeln, Rasen trimmen mit der Nagelschere, Drittelregelung für den Anbau, dafür mit lauschigen Grillfesten, ein bisschen Gemüse aus dem eigenen Anbau, netten Nachbarn, viel Ruhe, und bitte, bitte: keine Vereinsmeierei.
Wer von unseren Plänen hörte, lachte uns aus. Wo bitte soll es denn sowas geben? Die Gartenzwergwelt ist doch überall gleich. Nun, was soll ich sagen? Das Universum muss irgendwie Kenntnis von unserem Wunschzettel erhalten haben. Ich sitze, während ich diese Zeilen tippe, in meinem 300 Quadratmeter großen Schrebergartenparadies und habe eine dampfenden Kaffee neben mir stehen. Der Wind rauscht vom nahen Feld in die Bäume und lässt ihre Blätter tanzen. Mein Herz ist ganz leicht, die Sehnsucht hat sich einen anderen Platz gesucht: Sie sitzt jetzt im Apfelbaum, schräg hinter mir.
7 Tipps für deine Schrebergarten-Suche
1. Was will ich?
Überlege dir: Wie sieht dein Traumgarten aus? Wie viel bist du bereit, zu investieren – sowohl finanziell als auch an körperlicher Arbeit? Wie viel Zeit kannst du in der Woche für den Garten aufbringen? Vielleicht wäre es auch eine Idee, sich den Garten mit Freunden zu teilen? Wie weit darfst der Garten maximal entfernt sein? Jetzt hast du schon eine grobe Vorstellung davon, was du eigentlich suchst.
2. Spaziergang im Grünen
Es heißt immer: Die Wartelisten für Schrebergärten sind ellenlang. Diese Erfahrung haben wir nicht gemacht. Ok, uns hat der Zufall sicher etwas auf die Sprünge geholfen. Wir haben uns bei Google Maps bzw. Street View zuvor angesehen, wo es überall Schrebergartenkolonien gibt. Die reguläre Webseitensuche empfehle ich nicht, da die meisten Vereine weit davon entfernt sind, einen Internetauftritt zu haben. In einem zweiten Schritt haben wir die Lagen, die für uns interessant waren, markiert und eine Route geplant. Spaziert doch einfach mal bei schönem Wetter durch die Anlagen eurer Wahl.
3. Augen auf
Neben der blühenden Pracht kannst du so ziemlich viel entdecken. Haltet die Augen auf: Ist die Anlage super akkurat? Dann könnt ihr euch darauf einstellen, dass hier strengere Regeln herrschen. Sehen die Wege eher üppig bewachsen aus, dann ist das ein sicheres Indiz dafür, dass man es mit dem Unkraut nicht ganz so eng sieht. Ihr lernt bei eurem Spazierganz zudem die Menschen kennen, die hier ihre Parzellen haben. Merkt euch: Wie ist die Altersstruktur? Was sind das für Menschen, die hier ihre Freizeit verbringen? Wie reagieren sie auf euch? Für uns auch ein wichtiger Punkt: Liegen die Gärten dicht an dicht (oft gibt es keine Zäune und die Übergänge der Grundstücke sind fließend), oder bieten sie genügend Privatsphäre? Gibt es eingewachsene Parzellen oder ist alles einsichtig? Die Geschmäcker sind verschieden. Schaut euch also gut an, ob die Parzelle sich mit euren Vorstellungen deckt.
4. Schnack über den Zaun
Werdet aktiv und sprecht die Gartenbesitzer an. Wir kamen im März bei unserem Rundgang an einem Eckgarten vorbei. Eine Großfamilie saß an einem riesigen Tisch versammelt und genoss die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings. Wir haben sie einfach angesprochen und gefragt: Wissen Sie zufällig, ob hier demnächst ein Grundstück frei wird? Vergesst nie: Ein Schrebergartenverein ist wie ein Dorf mit gewachsenen sozialen Strukturen. Jeder kennt jeden, und das oft seit Jahrzehnten. Entsprechend gut ist der Flurfunk über den Gartenzaun. Wir hatten Glück: Der Garten mit der Großfamilie ist jetzt unserer. Und ich bin mir sicher, das Glück hat mit dem nächsten Ratschlag zu tun.
5. Urban versus Peripherie
Gerade in Großstädten macht es Sinn, sich nach einem eher ländlich gelegeneren Schrebergarten umzusehen. Wie in fast allen dörflichen Umgebungen haben dort Vereine Nachwuchsprobleme. Unser Schrebergartenverein wollte unbedingt junge Familien als Pächter gewinnen. Genau das könnte dein Bonus sein.
6. Money, Money, Money
Habt das nötige Kleingeld parat: Die Übernahme eines Schrebergartens kostet Geld. Leider meistens auch nicht wenig. Du solltest dich darauf einstellen, dass zwischen 1000 und 3000 Euro alles dabei sein kann. Bei jedem Besitzerwechsel schickt der Vorstand ein Vereinsmitglied, dass den Garten schätzt. Dabei erhält jedes Gartenelement, egal ob Gartentisch oder Sonnenblume, einen gewissen Wert zugeschrieben, der aufaddiert die Ablösesumme ergibt. Je besser das Haus in Schuss ist, desto mehr musst du für die Übernahme bezahlen. Wenn du irgendwann deinen Garten aufgibst, wird die Parzelle wieder geschätzt und so weiter. Eigentlich ist es kein Verlustgeschäft – es sei denn, du baust dein Gartenparadies für viele tausende Euro um. Das solltest du dir vorher gut überlegen, denn die Ablösen sind meistens gedeckelt.
7. Wie ist der Zustand des Gartens?
Bei unserem Fleckchen Erde hatten wir doppelt Glück: Es war kein Brachland, was wir übernommen haben. Es gab bereits ein – wenn auch in Eiche Rustikal – eingerichtetes Holzhaus, ein insgesamt gut angelegtes Areal und komplette Bepflanzung. Das bedeutet, dass du ganz in deinem Tempo ändern kannst, was dir nicht gefällt und zwischendrin dein Paradies auch nur mal genießen kannst. Das ist besonders wichtig, denn wenn du erst fünf Jahre ackern musst, um ein halbwegs passables Ergebnis zu haben, kann es passieren, dass du vorschnell frustriert das Handtuch wirfst. Nicht ganz unwichtig: Gibt es Wasser, gibt es Strom? Letzteres ist bei uns leider nicht vorhanden. Das ist nicht ganz so schlimm, denn mit Solarenergie lässt sich Strom auch in kleinen Mengen produzieren. Wichtiger ist, dass du im Sommer deine Pflanzen gießen kannst.
Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Suche. Und wenn du dein Gartenparadies gefunden hast: Nimm dir ein kühles Getränk, halte die Nase in den Wind und sei ganz bei dir.