Schreibtische sind ja so eine Sache. Findet man ihn, den perfekten, so will man ihn nicht mehr gehen lassen. Bei mir haben sich die meisten Exemplare als Mogelpackung entpuppt: Zu groß, zu klein, zu tief, zu hoch, zu hässlich, zu wuchtig. Für den Moment habe ich zwar mein absolutes Traummodell – made by me – gefunden. Aber ein Blick nach links und recht zu werfen schadet ja nie, vor allem dann nicht, wenn es sich dabei um ein Modell einer so sympathischen Firma handelt, die dazu noch ziemlich viel interessante Dinge zu erzählen hat. Was sage ich da, Firma – bei moll beantwortet der Chef, Martin Moll, persönlich die Fragen, und das auf so eine sympathische Art und Weise, dass ich ihm ein ganze Batterie davon gestellt habe. Den mitwachsenden Schreibtisch für Kinder kennt ihr, oder? Erfunden hat ihn vor 40 Jahren die Firma moll Funktionsmöbel. Das Möbel ist so hochwertig, dass es tatsächlich eine komplette Kindheit übersteht – oder sogar mehrere. Anlass für dieses Interview ist die neue Designlinie moll unique. Damit knüpft der Funktionsmöbel-Hersteller, der übrigens ein richtiger Familienbetrieb ist, an sein erfolgreiches Möbelstück an. Der Look des mitwachsenden Schreibtischmobiliars ist edel, klassisch, reduziert und erfüllt damit alle Voraussetzungen für „Design fürs Leben“ – und noch mehr: der Tisch moll T7 wurde schon vor der Markteinführung für den German Design Award nominiert.
Lieber Herr Moll, Langlebigkeit statt Halbwertzeit: Sie machen seit 40 Jahren Möbel fürs Leben. Wie schafft man das?
Indem man die Begeisterung für das Thema „Mitwachsen“ und alle Themen, die damit zusammenhängen, bei den Mitarbeitern aufrecht erhält und an neue weitergibt. Vor 90 Jahren begannen wir als kleine Schreinerei, vor 50 Jahren haben wir das Raumsparwunder „Ordner-Drehsäule erfunden“ und vor 40 Jahren den mitwachsenden Schreibtisch für Kinder, der uns noch stärker als bis dahin in den privaten Lebens- und Wohnraum gebracht hat. Mit kompromisslos hoher Qualität haben wir es geschafft, dass unsere Kindermöbel von Generation zu Generation weitergegeben werden. Dass bei uns Ersatzteile für Tische angefordert werden, die 30 Jahre und älter sind, ist keine Seltenheit.
Aus dieser Erfahrung heraus gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter: Bisher konzentrierten wir uns darauf, Möbel zu entwickeln, die vom Grundschulalter bis zum Studienabschluss begleiten können. Jetzt stellen wir uns die Frage, wie ein Möbel sein muss, dass sowohl für Erwachsene als auch für Kinder gekauft und wechselseitig genutzt werden kann. Das stellt besondere Anforderungen an Ergonomie und visuelles Design. Hier geht es in besonderem Maße um „Design fürs Leben.“
Erstes Ergebnis ist die Designlinie moll unique…
Ergonomisch gesehen decken wir beim Tisch moll T7 das gesamte Spektrum vom sitzenden Kind bis zum stehenden Erwachsenen ab. Das ist einzigartig auf dem Markt und ermöglicht Nutzern in jeder Altersklasse einen gesunden Haltungswechsel. Gleichzeitig wurde eine Designsprache entwickelt, die alle Altersgruppen anspricht. Konsequenterweise trifft man die Möbel moll unique auch zwischen Wohn- und Arbeitsmöbeln und nicht nur in Kindermöbel-Abteilungen. Bestellt werden können sie in Deutschland übrigens nur über cooltools.de. Es wird gerade ein Partnernetzwerk aufgebaut, bei dem man die Möbel testen und sich beraten lassen kann, das weit über klassische Vertriebswege hinaus geht. Wundern Sie sich also nicht, wenn Sie den moll T7 zukünftig auch mal bei einer Weinprobe entdecken …Auch das verstehen wir unter Design fürs Leben: Diese Möbel sind für unterschiedlichste Lebenssituationen gemacht und demzufolge werden wir sie auch in unterschiedlichsten Zusammenhängen zeigen.
Was bedeuten Trends für moll – und wie werden sie von einem Familienunternehmen, in dem auch Tradition eine große Rolle spielt, umgesetzt?
Traditionell versprechen wir unseren Kunden lange nutzbare Möbel. Deshalb spielen kurzlebige Trends überhaupt keine Rolle. Im Fokus stehen wenigstens mittelfristige oder noch besser langfristige Trends, die vom Charakter her keine Trends, sondern Überzeugungen sind. Dazu gehört auch der Glaube, dass wir bei Entwicklung und Fertigung unbedingt den Ressourcenverbrauch reduzieren müssen. Dies gelingt am besten und nachhaltigsten, wenn die Produkte keiner Modeströmung unterworfen sind und zeitlos schön, qualitativ hochwertig und begehrenswert bleiben. Dabei gilt es natürlich, Trends und Entwicklungen auf ganz verschiedenen Ebenen zu beobachten und in die Entwicklung miteinzubeziehen: Wenn wir zum Beispiel beim Tisch moll T7 auf ein minimalistisches Design setzen, dann hängt das auch damit zusammen, dass wir eine Tendenz zu optisch leicht daher kommenden Möbeln beobachtet haben, die flexibel in unterschiedlichen Räumen einsetzbar sind. Flexible Einsetzbarkeit ist wichtig, weil – das wird auch in den zunehmend offenen Grundrissen deutlich – die Lebensräume von Eltern und Kindern in offenen Wohnkonzepten verschmelzen.
Für die austauschbaren Elemente am Tisch oder auch beim Polster für den Stuhl moll S6 wählten wir Farben, die nicht hip, aber beliebt sind – schließlich muss ein Möbel in sein Umfeld passen. Zukünftig kommen da vielleicht neue Farben oder Hölzer zum Einsatz, weil zum Beispiel andere Böden verlegt werden. Solche Elemente können dann auch vom Kunden leicht ausgetauscht und an den aktuellen Geschmack angepasst werden. Parallel zu Themen im Interior Design und in der Architektur „verarbeiten“ wir natürlich auch andere Themen: Working @home oder der Wunsch nach einer anderen Work-Life-Balance seien mal als Beispiele genannt.
Wer denkt sich bei moll die Designs und Modelle aus? Wie kann man sich einen Designprozess vorstellen?
Dafür stehen zwei Namen im Unternehmen: Neben meinem ist dies Hans Looser – unser Entwicklungsleiter. Die ersten Impulse für eine Entwicklung kommen meistens von mir. Die designerische Entwicklung liegt dann zum Teil in seiner Hand, vor allem aber die technische Umsetzung. Designentwicklungen werden von Fall zu Fall auch von Designern begleitet, die immer mal wieder für das Unternehmen tätig sind und mit denen sich die Zusammenarbeit bewährt hat. Das Gefühl für die Bedürfnisse der Zielgruppe, für Langfristtrends bei Form und Farbe, der Spaß daran, ungewöhnliche Materialien in Verbindung mit raffinierter Technik auszuprobieren, sind immer mitschwingende Themen während des Entwicklungsprozesses. Dieser ist übrigens von dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht“ geprägt: Was es noch nicht gibt, entwickeln wir selbst. Deshalb hat moll viele eigene Patente.
»Unsere Kindermöbel werden von Generation zu Generation weitergegeben. Dass bei uns Ersatzteile für Tische angefordert werden, die 30 Jahre und älter sind, ist keine Seltenheit.«
Martin Moll
Welche Anforderungen muss ein Möbelstück haben, damit es in die Produktion geht?
Es muss alle Aufgaben, die wir zu Beginn des Designprozesses gestellt haben, lösen können und sämtliche Anforderungen an Zertifizierung und Sicherheit erfüllen – sonst geben weder die Geschäftsleitung noch das Vertriebsteam grünes Licht. Die meisten unserer Produkte tragen Prüfsiegel von unabhängigen Institutionen, etwa das GS-Zeichen, den Blauen Engel oder das AGR-Gütesiegel.
Ich oute mich jetzt: Wenn ich mir einen Schreibtisch aussuche, steht noch vor ergonomischen Aspekten das Design in meinem Fokus. Das sorgt bei Möbeldesignern bestimmt für Kreischalarm, oder?
Kreischalarm? Im Gegenteil, wir sind da völlig entspannt! Es ist nun mal eine Tatsache, dass die meisten Dinge (Produkte) erneuert werden, weil sie nicht mehr gefallen, nicht oder weit weniger, weil diese nicht mehr funktionieren. Der Mensch ist eben primär so ausgerichtet. Sonst hätte so manche Branche überhaupt keine Existenzberechtigung. Die Kunst ist, zeitlose Schönheit mit höchster Qualität und bester Funktionalität in einem Produkt zu verbinden. Dies gelingt uns auch nicht immer, aber immer öfter. Bei der Entwicklung der aktuellen Produkte aus der Designlinie moll unique haben wir den Schritt der freiwilligen externen Prüfung auch auf die Designsprache ausgedehnt und schon den Prototyp des moll T7 zu einem Designwettbewerb angemeldet. Er wurde für den German Design Award 2016 nominiert.
Der verantwortungsvolle Umgang mit Rohstoffen ist mir als Verbraucherin wichtig genauso wie Produkte Made in Germany. moll produziert in Deutschland. Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei moll insgesamt?
Nachhaltigkeit ist bei moll keine leere Worthülse, weil es gerade schick ist. Persönlich bin ich der festen Überzeugung, dass wir uns den aktuellen Ressourcenverbrauch der Menschheit noch nie leisten konnten. Alle Produkte sind bei uns so konstruiert, dass eine stoffliche Trennung der verwendeten Materialien nahezu komplett möglich ist. Ausnahme sind nur Oberflächen-Veredlungen. Das Thema Nachhaltigkeit bzw. Ressourcenschonung fängt schon bei der Entwicklung von Produkten an und begleitet den gesamten Prozess von Entwicklung über Fertigung, Auslieferung bis hin zum Verkaufsprozess. Wenn gegeben, umfasst es auch den Prozess der Zweit- oder Gebraucht-Verwendung. Ressourcen zu sparen kann richtig Spaß machen.
Vielen Dank für das spannende Interview! In ein paar Tagen geht es weiter mit Teil 2. Darin dreht sich alles um die IMM Cologne und warum es für ein Unternehmen wie moll so wichtig ist, auf Designmessen vertreten zu sein. Vielleicht ist ja jemand von euch auch dort? Dann schaut doch mal in Halle 2.2/ Stand H009 vorbei.
*Dieser Beitrag enthält Werbung für Moll. Meine Meinung ist davon unbeeinflusst, denn auf Lieblings stelle ich nur vor, was mir auch wirklich gefällt und was zum Lieblings-Zuhause passt. Herzlichen Dank für die Zusammenarbeit.